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11 Kriterien, nach denen du dein Training aufbauen solltest!

Aktualisiert: 29. Juli

Jede Torwarttrainingseinheit startet mit dem Prozess der Planung. Dabei stellen sich stets die Fragen, was trainert werden soll, in welchem Umfang und natürlich wie, also mit welchen Übungsformen. In diesem Artikel lege ich einige Kriterien fest, nach denen eine Trainingseinheit geplant und umgesetzt werden kann.

Wie plane ich mein Training?
Wie plane ich mein Training?
  1. Trainingsinhalte planen nach Häufigkeit der Aktionen im Spiel

Ein erstmal logisches Kriterium wäre es, die Trainingseinheiten nach der reinen Anzahl von verschiedenen Aktionen im Spiel zu planen. Bereiche, die im Spiel häufig auftreten, würden so auch häufiger trainiert werden müssen. Folglich würde sich ein Großteil des Trainings mit dem Offensivspiel beschäftigen, also Spieleröffnung, Spielfortführung, Fußtechniken usw., da das Offensivspiel einen Großteil der Aktionen eines Torwarts im Spiel ausmacht.

Unberücksichtigt bleibt hier allerdings die Wichtigkeit der Aktionen: Ein Kurzpass zum Innenverteidiger hat offensichtlich einen geringeren Einfluss auf das Spiel als eine 1 vs. TH-Situation. Eine Trainingsplanung ausschließlich nach Häufigkeit der Aktionen scheint demnach nicht optimal. Dennoch sollte die Häufigkeit und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Situation im Spiel in der Trainingsplanung zumindest bedacht werden.


  1. Trainingsinhalte planen nach Wichtigkeit der Aktionen im Spiel

Das "Gegenteil" des o.g. Punktes wäre eine Strukturierung nach Wichtigkeit von verschiedenen Aktionen im Spiel. "Wichtigkeit" würde ich hierbei mit einer hohen Torwahrscheinlichkeit oder xG-Wert gleichsetzen. Der Großteil des Trainings würde nun um Bereiche der Zielverteidigung geplant werden, da hier die Torwahrscheinlichkeit augenscheinlich am höchsten ist. Da die Hauptaufgabe des Torwarts immer noch das Verhindern von Gegentreffern ist, sollte hier meines Erachtens auch eine Priorität im Training liegen. In jeder Trainingseinheit eine Flugshow mit zig Wiederholungen im Bereich Abdruck und Übergreifen bei Bällen in den Winkel zu starten, geht meiner Meinung nach jedoch auch an der Realität des Spiels vorbei.


  1. Trainingsinhalte planen nach der Entwicklungsstufe und Altersstufe der Torhüter

Logischerweise -und deshalb bleibt dieser Punkt auch recht kompakt- muss das Training an das Können und das Alter der Torhüter angepasst werden. Mit einem 6-jährigen Keeper sollte noch kein Hüftdrehstoß trainiert werden. Genauso braucht ein erfahrener Torwart im Herrenbereich im Normalfall kein Techniktraining mehr für flache seitliche Bälle.


  1. Trainingsinhalte planen nach den Schwächen der Torhüter

Natürlich sollten auch die bekannten Schwachstellen der Torhüter in der Planung des Trainings berücksichtigt werden. Gerade in der langfristigen Saisonplanung können so Schwerpunkte individuell gesetzt werden. Wenn bereits bekannt ist, dass ein Torwart beispielsweise Probleme in der Querpassverteidigung hat oder im Spielen von Flugbällen mit dem schwachen Fuß, sollte an diesen Problemen definitiv mit einer hohen Priorität gearbeitet werden. Oftmals können hier auch "Low-Hanging-Fruits" abgegriffen werden, da möglicherweise kleine Anpassungen schon zu einer großen Verbesserung führen können.


  1. Trainingsinhalte planen nach Spielszenen/Fehlern im Spiel

Anknüpfend an den vorherigen Punkt kann das Gestalten von Trainingseinheiten nach aktuell aufgetretenen Fehlern oder bestimmten Situationen im Spiel gesehen werden. Hier geht es nicht unbedingt um bereits bekannte Schwächen des Torhüters, sondern um ein bestimmtes technisches oder vor allem taktisches Verhalten im Spiel, welches am besten in der nächsten folgenden Trainingseinheit aufgearbeitet werden sollte. So kann ggf. verhindert werden, dass sich neue Fehlerbilder "einschleichen" und häufiger wiederholen.


  1. Trainingsinhalte planen nach dem Teamtrainingsinhalt

Gerade wenn das Torwarttraining im Vorfeld des Mannschaftstrainings statt findet oder vielleicht sogar ins Teamtraining integriert ist, kann es sinnvoll sein, die Torhüter mit dem Torwarttraining auf die Inhalte des Mannschaftstrainings vorzubereiten. Wird hier beispielsweise der Fokus auf Flanken und Abschlüsse nach Flanken gelegt, sollte im Torwarttraining optimalerweise auch ein Schwerpunkt im Bereich Raumverteidigung liegen. Da das Teamtraining grundsätzlich spielnäher als das reine Torwarttraining ist, kann das Torwarttraining hier guten vorbereitenden und hinführenden Charakter einnehmen. Voraussetzung ist natürlich, dass der Inhalt des Mannschaftstrainings bekannt ist.


  1. Trainingsinhalte planen nach der Anzahl der Torhüter im Training

Eine wahrscheinlich auch offensichtliche, aber dennoch nicht zu unterschätzende Komponente, ist die Anzahl der Torhüter im Torwarttraining. Neben den Vorteilen einer individuellen Trainingseinheit wie höherer Wiederholungszahlen und individuelles Coaching bringt ein 1 zu 1 Training auch den Nachteil mit sich, dass spielnahes Training deutlich schwerer (wenn auch nicht unmöglich) zu realisieren ist. Gerade Aspekte der Raumverteidigung und des Offensivspiels können beispielsweise nur schwer mit wichtigem Gegnerdruck dargestellt werden. Dementsprechend muss die Torhüteranzahl bei der Auswahl, was trainiert werden soll, beachtet werden.


  1. Trainingsinhalte planen nach dem zur Verfügung stehenden Material

Ähnlich wie die Anzahl der Torhüter begrenzt oder erweitert auch dein Trainingsmaterial die Möglichkeiten deines Torwarttrainings. Wenn du nur ein Tor und drei Bälle auf einer Wiese zur Verfügung hast, kannst du nicht das gleiche Training gestalten wie wenn du dich gerade auf dem Campus vom FC Barcelona befinden würdest ;). Trotzdem ist auch mit wenig Equipment immer ein sinnvolles und spielnahes Training möglich, was Deine Torhüter im Training verbessern kann. Wenig Trainingsmaterial sollte nie eine Ausrede für ein schlechtes Torwarttraining sein!


  1. Trainingsinhalte planen nach der zur Verfügung stehenden Zeit

Ein Punkt, den wahrscheinlich jeder Torwarttrainer kennt, der innerhalb des Mannschaftstrainings trainiert, ist das Problem der Zeit, die man von seinem Cheftrainer zur Verfügung gestellt bekommt. Sind beispielsweise 15 min für das Torwarttraining geplant, können keine tief gehenden taktischen Themen trainiert werden. Hier sollte der Fokus dann auf ein gutes Aufwärmen und eine Vorbereitung auf das Mannschaftstraining gelegt werden. Wichtig ist, trotz vielleicht geringer Zeit das möglichst optimale aus der Trainingseinheit herauszuholen.


  1. Trainingsinhalte planen nach dem momentanen Trainingszyklus

Eine gute Trainingsplanung teilt einzelne Phasen über die Saison in verschiedene Zyklen. Dabei wird grob in Makrozyklen (Bsp. Hinrunde), Mesozyklen (Bsp. 2 Monate) und Mikrozyklen (Bsp. 1 Trainingswoche) unterschieden. Training in verschiedenen Zyklen hat seine Bedeutung vor allem im Bereich der Leichtathletik, sollte aber auch im Torwarttraining Beachtung finden, gerade im Bereich der Belastungssteuerung. So ist die Intensität während der Saisonvorbereitung höher als während der Saison und auch innerhalb der Trainingswoche sollte die Intensität je nach dem Zeitpunkt der Trainingseinheit nach (Matchday+...) oder vor einem Spiel (Matchday-...) angepasst werden.


  1. Trainingsinhalte planen nach der Spielphilosophie der Mannschaft

Der letzte Punkt ist schon recht fortgeschritten und für einen Großteil aller Torhüter und Torwarttrainer im Training eher zu vernachlässigen: Das Orientieren des Trainings an Vorgaben des Cheftrainers zur Mannschaftstaktik oder Gruppentaktik. Dies würde beispielsweise bedeuten, im Torwarttraining vorwiegend kurze Pässe durchs Zentrum zu üben, wenn dies die vom Trainer bevorzugte Art der Spieleröffnung ist. Gruppentaktisch könnte es aber auch beinhalten, die Querpassverteidigung nach vorher klar definierten Zuständigkeiten von Torhüter und Verteidigern zu trainieren oder das Zusammenspiel von Torhütern und Feldspielern beim Verteidigen von flachen Schüssen (Stichwort: Beine zusammen).


Ich hoffe, diese Liste von Kriterien, nach denen Du eine Trainingseinheit zusammenstellen kannst, hat Dich ein wenig inspiriert oder neue Möglichkeiten aufgezeigt. Die Liste ist dabei nicht nach Wertigkeit geordnet; vielmehr solltest Du immer je nach individueller Situation von Dir und deinen Torhütern schauen, wie das Training aufgebaut werden sollte. Möglichst oft spielnah zu trainieren, an den Schwächen der Torhüter zu arbeiten und vor allem den Spaß im Training nicht zu kurz kommen zu lassen, sollte aber meiner Meinung nach immer weit oben auf der Liste stehen :)!


Falls du noch Punkte auf dieser Liste vermisst oder Fragen dazu hast, lass gerne etwas Feedback da!

Vielen Dank für Deine Zeit und Keep Improving!

Thilo

 
 
 

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